Zu einer eher ungewöhnlichen Jagd ist am Sonnabendnachmittag die Freiwillige Feuerwehr Seulingen gerufen worden. Zwischen Waake und Ebergötzen waren zwei Nandus entlaufen, die den Verkehr auf der B 27 gefährdeten. Eines der Tiere ist noch auf der Flucht.
Kurz vor 15 Uhr ging der entsprechende Alarm ein. Ein Tierhalter, der sich einen Hahn und zwei weibliche Tiere der exotischen Laufvögel angeschafft hatte, wollte seine drei Nandus ins Freilaufgehege auf einer Wiese zwischen Waake und Ebergötzen bringen. Dabei entwischten ihm jedoch eines der weiblichen Tiere und der Hahn. Eigene Versuche, die beiden Vögel einzufangen, misslangen.
Daher rückten die Freiwilligen Feuerwehren aus Seulingen, Waake-Bösinghausen und Ebergötzen an. Doch auch sie hatten Probleme, die flüchtigen Tiere einzufangen, erklärt Marcel Hartelt, Gemeindebrandmeister von Radolfshausen: Die Tiere können bis zu 60 Stundenkilometer schnell laufen. Außerdem sind sie in der Lage, wie ein Hase im Lauf blitzartig 90-Grad-Haken zu schlagen.
Allzu lange warten konnten die Einsatzkräfte jedoch nicht: Immer wieder lief der Hahn über die B 27, so dass die Bundesstraße erst einmal gesperrt werden musste. Das Tier blieb zwar in Sichtweite, konnte jedoch nicht eingefangen werden. Kurzzeitig erwog die Feuerwehr, den Vogel wegen der Gefahren für den Straßenverkehr zu erschießen. Doch dazu wäre ein eigener Verwaltungsvorgang mit einem Antrag bei der Unteren Jagdbehörde notwendig gewesen: Nandus stehen nicht auf der gesetzlich festgelegten Liste der jagdbaren Tiere, so dass die Jagdbehörde vor dem finalen Schuss eine Ausnahmegenehmigung hätte erteilen müssen.
Weil dies Vorgehen keine Aussicht auf rasche Umsetzung versprach, griffen die Feuerwehrleute zu einer anderen Taktik: Immer wieder jagten sie das Tier einen Hang hinauf und wieder hinunter. Nach zweieinhalb Stunden schließlich war der Nandu so erschöpft, dass er mit Hilfe seines Besitzers wieder eingefangen werden konnte.
Währenddessen jedoch war das andere Tier in der waldreichen Umgebung verschwunden. Weil dieser Nandu bislang keine Gefahr darstellt, habe sich die Feuerwehr nach dem Einfangen des Hahns zurückgezogen, sagt Hartelt.
Jetzt hoffen Feuerwehr und Besitzer darauf, dass das flüchtige Tier Spaziergängern auffällt. Der aus Südamerika stammende flugunfähige Laufvogel mit grauem oder braunem Gefieder ist 1,25 bis 1,40 Meter groß. Nachdem im Jahr 2000 in Schleswig-Holstein mehrere Nandus aus einer Freilandhaltung entwichen und in Richtung Osten flüchteten, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern ein wildlebendes Vorkommen. Die Tiere bewohnen vor allem Stilllegungsflächen mit flächigen Trocken- und Halbtrockenrasen und Kiefernforsten, leben aber auch auf Grünland, Äckern und in Laubwald.
Bericht: Göttinger Tageblatt